Auf den Spuren des Streckengehers Eugen Friedrich

Im Sommer 2006 machte ich mich auf den Weg die Spuren des Streckengehers Eugen Friedrich zu suchen. Entlang der Strecke von Dombühl nach Feuchtwangen fand ich einige Stellen, wo sich wahrscheinlich auch schon Eugen Friedrich vor über achtzig Jahren seine Gedanken machte. Sicherlich war diese Bahnstrecke keine große Herausforderung für die Eisenbahningenieure in Bezug auf die Trassierung, doch auch hier waren Hunderte von Arbeitern damit beschäftigt den Eisernen Weg für eine Zukunft zu bahnen, welche für uns schon fast wieder Vergangenheit wäre, wenn es nicht Menschen gäbe, die dies zu würdigen wüssten. 

Die Erhaltung der Strecke und die Kontrolle des Schienenweges durch den Streckengeher, waren genau so wichtig, wie die damalige Trassierung und der sorgfältige Bau. 

Bei Wind und Regen, Eis und Schnee war der Streckengeher Eugen Friedrich hier unterwegs um seinen Beitrag zu leisten in einem Räderwerk, welches Eisenbahn heißt.  Da kamen in ihm vermutlich so manche Gedanken auf, wenn er darüber nachdachte, wie viele Züge schon über die Strecke fuhren. Die Reisenden in den Zügen, jeder hatte doch sein eigenes Ziel, der eine fuhr zur Arbeit, der andere nach Hause und wieder andere besuchten Freunde und Verwandte.   

 

bei Leiperzell Sommer 2006

Bei Leiperzell, zwischen Feuchtwangen und Dorfgütingen, war im Sommer 2006 die Trasse sehr stark zugewachsen, doch kurze Zeit darauf wurde das Gebüsch von einem Zweiwegefahrzeug, welches mit einem Schneidewerkzeug ausgerüstet war, innerhalb kürzester Zeit niedergemacht. Wahrscheinlich begegnete zu seiner Zeit der Streckengeher Eugen Friedrich des Öfteren den Kollegen vom Arbeitstrupp, welche in mühevoller Handarbeit mit Heppen, Beilen und Sägen den Bewuchs zurückschnitten. Zu einem kurzen Plausch hatte man trotz der vielen Arbeit noch Zeit. Und für den Streckengeher war es eine willkommene Abwechslung, wenn er bei Wind und Wetter auf seiner einsamen Tour jemanden antraf.

Schwelle von 1895

Wieviele Streckengeher schon vor Eugen Friedrich über diese Schwelle schritten? Eugen Friedrich hat sicherlich auch darüber nachgedacht. Aber wieviele nach ihm darüber gehen werden, das hat er bestimmt nicht ahnen können. Über einhundertundzehn Jahre alt ist nun diese Schwelle aus dem Eisenwerk Kraemer. Wie oft sie die schwere Last der Dampflokomotiven ertragen musste - keiner weiß es. 

Bahnsteig Dorfgütingen 2006

Hier, am kaum noch erkennbaren Bahnsteig, stand einst der Dorfgütinger Bahnhofvorsteher Hans Schnabel. Nichts ist mehr vom Dorfgütinger Bahnhof zu sehen. Lange Zeit vor Hans Schnabel kam hier der Streckengeher Eugen Friedrich auf seinem Weg nach Dombühl vorbei. Am Dorfgütinger Bahnhof ging es damals noch sehr lebhaft zu. Schweine, Rinder und allerlei landwirtschaftliche Produkte wurden hier verladen. Wenn man heute hier vorbeikommt, hat man den Eindruck als würde die Entwicklung rückwärts laufen und unser Land wieder in einen Urwald verwandelt. Lediglich im Hintergrund sieht man die Kulisse und Teile der Verladeanlagen des Deichmann-Schuhlagers. Eugen Friedrich hätte es bestimmt nicht geglaubt, dass hier heute Schuhe aus Osteuropa und Italien verladen werden. Seine Arbeitsschuhe waren, so ist zu vermuten, vom Schuhmachermeister in Dinkelsbühl gefertigt worden.

Schwelle Eisenwerk Kraemer

Auf dem nachfolgenden Bild ist eine der ältesten Schwellen zu sehen, welche ich auf der Strecke fand. In der Maxhütte im Jahr 1892 gefertigt - siebenundfünfzig Jahre waren inzwischen vergangen seit in Deutschland die erste Eisenbahn fuhr. Und nun sind wiederum 115 Jahre vorbei seit diese Schwelle gefertigt wurde. Ob sie schon seit 1892 an dieser Stelle liegt? Wer weiß. Auf der Strecke zwischen Schopfloch und Feuchtwangen wurden auch Schwellen verlegt, welche aus altgebrauchten Schwellen zusammengeschweißt wurden. Wahrscheinlich waren diese auf Hauptstrecken entbehrlich geworden, aber für Nebenstrecken sind sie heute noch voll tauglich.

Schwelle von 1892

Nach 1960 baute man auf unserer Bahnlinie streckenweise auch neue Schienen ein.

S49 Schiene von 1960

 

Zwischen Vehlberg und Dorfgütingen

Zu den Zeiten als Eugen Friedrich hier vorbeikam war die Straße von Dorfgütingen nach Vehlberg nur ein staubiger und steiniger Weg.

Direktionsgrenze bei Dombühl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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