Der Bahnhof Dorfgütingen

Fahrdienstleiter Hans Schnabel

und die Geschichte vom Bahnhofsvorsteher Hans Schnabel

Der Bahnhof Dorfgütingen lag in einer ruhigen Ecke des westlichen Frankens; gut einen Kilometer vom eigentlichen Dorf entfernt, direkt an der langsam dahinfließenden Sulzach. Warum man dort so ein stattliches Bahnhofsgebäude errichtete, ist eher auf die frühere Bedeutung des Bahnhofs Dorfgütingen für den ländlichen Raum zurückzuführen.

Als man noch alle möglichen landwirtschaftlichen Produkte mit der Eisenbahn transportierte, dürfte dieses große Bahnhofsgebäude schon seine Berechtigung gehabt haben.

Doch anfangs der sechziger Jahre war es schon recht ruhig geworden am Bahnhof Dorfgütingen und als Güterschuppen diente ein alter, aufgebockter Güterwagen.

 

 

 

Bahnhofsvorsteher Schnabel und der Bhf Dorfgütingen

Doch unvergessen blieb in den Erinnerungen der Dorfgütinger Einwohner der Bahnhofsvorstand Hans Schnabel.

Wie so mancher Eisenbahner hielt er sich hinter seinem Bahnhof auch einiges Kleingetier, unter anderem auch eine "Eisenbahnerkuh" - eine Geiß, auf hochdeutsch Ziege.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch diese Ziege ließ sich nur von der Bahnhofsvorstehersgattin melken. Der Schnabels Hans überlegte, wie er der Geiß ein Schnippchen schlagen könnte, damit die Ziege auch bei ihm Milch geben würde. Er war ja schlau - sonst wäre er ja nicht Bahnhofsvorsteher geworden - und so kam er auf eine glänzende Idee. Eilig durchsuchte er den Kleiderschrank seiner Gattin nach einem passenden Rock und einem Kopftuch - zog sich diese Sachen schnell an - und siehe da, die Geiß erkannte den Bock nicht mehr und die Geißenmilch plätscherte so munter in den Melkeimer, wie daneben das Flüsschen Sulzach durch den Wiesengrund.

Der Schnabels Hans war so beschäftigt bei der Melkerei, dass er fast die Zeit vergaß. Der nach Feuchtwangen fahrende Zug wartete schon auf das Abfahrtsignal um pünktlich den Bahnhof zu verlassen. In seinem Diensteifer sprang der Schnabels Hans schnell aus dem Stall - denn Pünktlichkeit war damals bei der Eisenbahn das oberste Gebot. Und so ließ es sich der Bahnhofsvorsteher Hans Schnabel nicht nehmen, den Zug nach Feuchtwangen vorschriftsmäßig pünktlich, aber in weiblicher Dienstkleidung mit Rock und Kopftuch abzupfeifen. Ob es sich um ein rotes Kopftuch handelte, in Anbetracht der roten Bahnhofsvorstehermütze, ist nicht überliefert. Doch eines ist sicher, dass der Bahnhofsvorsteher Hans Schnabel allseits bekannt war, auch mit Rock und Kopftuch.

Die Bahnanlagen des Bahnhofs Dorfgütingen Lageplan Bhf. Dorfgütingen

 

Der Bahnhof Dorfgütingen in den sechziger Jahren. Rechts im Bild ist als Lagerschuppen ein ausgedienter Güterwagen zu sehen, welcher anstelle der Achsen auf Betonklötzen aufgebockt war.

Empfangebäude Dorfgütingen um 1960

Ein Personenzug, gezogen von einer Dampflok der Baureihe 64, fährt um 1960 von Feuchtwangen kommend in Dorfgütingen ein. 

Dampflok BR 64 mit Personenzug um 1960 in Dorfgütingen

Nach dem Abriss des Bahnhofgebäudes stand bis zur Einstellung des Personenzugverkehrs noch ein kleines Wartehäuschen. Danach wurden dort die Zufahrtsgleise zum neuen Deichmann-Schuhlager angelegt.

Haltestelle Dorfgütingen um 1980

Bilder mit freundlicher Unterstützung von Herrn Dietrich Weiß - herzlichen Dank

Auf dem Gelände, welches sich hinter dem schon längst abgerissenen Bahnhofsgebäude erstreckt, fotografierte Jörg Schäfer im Jahr 1993 den Zwei-Wege-MB-Trac des Schuhlagers der Firma Deichmann bei Rangierarbeiten. Obwohl schon seit längerem das Schuhlager nicht mehr über die Schiene bedient wurde, stand der Zwei-Wege-MB-Trac im Winter 2011/2012 hinter dem Fabrikgebäude und war mit einem Schneeräumschild ausgestattet. *Foto ©Jörg Schäfer

MB-Trac 1993 Deichmann Dorfgütingen

Am 27. Juni 1994 war Jörg Schäfer nochmals am ehemaligen Bahnhof Dorfgütingen und hielt den Übergabe-Güterzug Ansbach/Wilburgstetten im Bild fest. *Foto ©Jörg Schäfer

ÜG Dorfgütingen 27.06.1994

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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